Hans Gött
Die Eltern
Der Vater Georg Gött (1848-1921) stammte aus einer Handwerker- und Bauernfamilie, die im Allgäu ansässig war. Noch heute gibt es einzelne Gött-Höfe in der Umgebung von Kempten, Füssen und Weißensee. Georg Gött studierte Latein und Griechisch, antike Geschichte und Archäologie und begeisterte sich für die Antike, die Mythologie Homers sowie die klaren Sentenzen Ciceros und Ovids.
Die Mutter Mathilde Karrer (1853-1924) wuchs zunächst in Venedig auf und zog, nach dem frühen Tode der Eltern, als Fünfzehnjährige zu ihrer Tante Emilie von Hösslin nach München. Dort lebte sie als eine Tochter des Hauses zusammen mit den vier Söhnen. Die Hösslins gehörten zu einem der bedeutensten Augsburger Handelshäuser und führten in München ein großbürgerliches, humanistisch geprägtes und gastfreundliches Haus.
Wie damals üblich, wurden die Kinder von einem Hauslehrer
unterrichtet. Emilie von Hösslin engagierte hierfür den jungen
Altphilologen Georg Gött, der die beiden jüngeren Brüder
(die älteren waren bereits außer Haus) und Mathilde mit Griechisch
und Latein vertraut machte.
1874 trat Georg Gött jedoch eine Stelle als Lehrer am Münchner Wilhelmsgymnasium
an, das 1559 gegründet worden war und den besten Ruf als Ausbildungsstätte
für die männliche Jugend besaß. Die zarten Bande, die Georg
Gött während seiner Zeit bei Hösslins mit Mathilde Karrer
geknüpft hatte, führten Ende der siebziger Jahre zu ihrer Eheschließung.
1880 kam Sohn Theodor zur Welt, und am 8. Juni 1883 wurde der Sohn Hans
geboren.
Die Jugendzeit
Durch den Vater waren Elternhaus und Erziehung von Hans
Gött humanistisch geprägt. Dr. Georg Gött war ein strenger
Lehrer, was die Söhne auch zu Hause zu spüren bekamen. Golo Mann,
von 1918 bis 1922 Schüler am Wilhelmsgymnasium, erinnerte sich noch
1959 in der Festschrift zur 400-Jahr-Feier seiner alten Schule an die „Blitzaugen
und Donnerstimme" des ehrfurchtgebietenden Rektors Gött. Dieser
war 1909 zum Rektor des Wilhelmsgymnasiums ernannt worden und behielt die
Position bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1918 bei.
Mathilde Gött vertrat die musische Komponente: Musikalisch hochbegabt,
hatte sie eigentlich Pianistin werden wollen. Nach der Heirat war an eine
künstlerische Karriere zwar nicht mehr zu denken, aber sie gab ihren
Söhnen Klavierunterricht. Beide hatten Talent und Neigung von ihr und
vielleicht auch vom ebenfalls musikalischen Großvater geerbt. Theodor
spielte außerdem Geige, Hans wurde ein hervorragender Cellist.
Die Herkunft der Mutter aus einer wohlhabenden Familie erlaubte es, den
Alltag großzügiger zu gestalten, als dies normalerweise im Haushalt
eines Gymnasiallehrers möglich war. So reiste Mathilde Gött mit
ihren Söhnen und ihrer Ziehmutter Emilie von Hösslin in die Badeorte,
etwa nach Rapallo, nach Baden oder nach Zürich und Luzern. Die Sommerferien
verbrachte die Familie in verschiedenen Quartieren bei Bauern im Tegernseer
Tal oder auf den stattlichen Bauernhöfen der Verwandtschaft rund um
den See.